Die Heilbronner Wartbergschule setzt künftig einen KI-Roboter zur Sprachförderung im Unterricht ein. In Kooperation mit der aim erforschen die LMU München und das Karlsruher KIT, was und wie Mensch und Maschine voneinander lernen können.
„Grundschulkinder haben im Durchschnitt zwei Minuten Redeanteil in sechs Stunden Unterricht. Das ist natürlich viel zu wenig“, sagt Prof. Dr. Uta Hauck-Thum von der LMU München. Auch die Ergebnisse des IQB-911±¬ÁÏÍøstrends 2021 zeigen, dass Viertklässler immer schlechter in Deutsch abschneiden. Besonders Kinder aus weniger privilegierten Familien haben in der vierten Klasse noch große Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache.
Erstmalige Erprobung deutschlandweit
An Heilbronner Wartbergschule beginnt an diesem Montag ein deutschlandweit einzigartiger Feldversuch, der von der aim Heilbronn organisiert wird: 60 Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse lernen den humanoiden Roboter kennen. Dieser wird die Kinder in den kommenden drei Jahren im Unterricht begleiten. Die Kinder dürfen ihrem „Robo“ Fragen stellen, mit ihm interagieren – und entdecken spielerisch, was Zukunfts¬technologien im Schulalltag bewirken können. Ein zweiter Roboter soll zeitnah an einer weiteren Schule in Heilbronn eingesetzt werden.
Mit-Initiator des Projekts ist aim-Geschäftsführer Marco Haaf. Er sagt: „Das Projekt passt zu Heilbronn. Wir wollen hier Künstliche Intelligenz in die Anwendung bringen. Dafür muss man sich konkrete Anwendungsfälle überlegen. Vor dem Hintergrund des Lehrer¬mangels halte ich diesen neuen Ansatz für sehr interessant – zumal die Lösung mit einem Roboter als zusätzliche Unterstützung in der Sprachförderung auch skalierbar ist.“
Enger Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
Das Projekt wird über die gesamte Laufzeit wissenschaftlich begleitet. Die LMU München erforscht anhand des Roboters, wie Künstliche Intelligenz Kinder zum Sprechen motivieren und ihre Diskurskompetenz stärken kann. Das Karlsruher KIT entwickelt eine eigene Erzählvariante des Roboters, optimiert seine Fähigkeiten und kümmert sich um den Datenschutz.
Eltern konnten frei über die Teilnahme ihrer Kinder am Projekt entscheiden. Auch für die Lehrkräfte ist dieses Experiment freiwillig. Vorbehalte gab es durch den intensiven Austausch und den Rahmen eines pädagogischen Konzepts an den Heilbronner Schulen kaum. Die Rektorin der Wartbergschule, Tina Riek-Hessenthaler, sagt: „Wir erhoffen uns, dass die Kinder durch die Gespräche mit dem Roboter auch im Alltag lernen, intuitiv und selbstverständlich zu kommunizieren. Die Kinder sollen anhand des Roboters aber auch die Grenzen der KI kennenlernen.“